„Lieber Leser, wenn Du durch Haimendorf wanderst, dann befindest Du Dich auf historischem Boden, denn der Ort und seine Umgebung können mit einer reichen Geschichte aufwarten.“
Mit diesen Worten begann in der Festschrift der 100 – Jahr – Feier des MGV Haimendorf im Jahr 1972 der damalige Chorleiter Friedrich Kohl seine Haimendorfer Heimatgeschichte.
Und er führt weiter aus:
Als erster Beweis menschlicher Besiedlung fand man im nahen Gebiet des Krämerweihers zwischen Fuchsmühle und Brunn ein Beil aus der Steinzeit, das wenigstens 10.000 Jahre alt ist. In der Gemarkung Leinburg und an der Petersbrücke des Röthenbachs stieß man beim Autobahnbau auf ergiebige bronzezeitliche Funde, die den Schluß zulassen, daß schon ein Jahrtausend vor Christi Geburt am Fuß des Moritzberges bronzezeitliche Siedlungen lagen. Es wird vermutet, daß auf dem Moritzberg eine Keltensiedlung lag,Doch es läßt sich mit gutem Gewissen sagen, daß schon vor Christi Geburt unsere engere Heimat dünn mit einem Bauernvolk besiedelt war, das in harter Arbeit dem Boden die Früchte abrang.
Haimendorf selbst ist wohl im Zuge der Kultivierung des Pegnitzgebietes entstanden. Mit dieser Aufgabe hat Kaiser Heinrich II, der von 1002 bis 1024 regierte, das Bistum Bamberg beauftragt. Besiedelt wurde das Gebiet von den Franken und den Bajuwaren bereits um die Zeit Karl des Großen, was unter anderem auch an den Ortsnamen und der Mundart nachzuweisen ist.
Von Anfang an ist Haimendorf eng mit dem Geschlecht der Fürer von Haimendorf verbunden.
Urkundlich wurde erstmals im Jahre 1300 als Schloßherr ein Friedrich von Heymendorff genannt. Nach etlichen Nürnberger Patriziern übernahm im 15. Jahrhundert das Geschlecht der Fürer, das elsässischer Herkunft ist, das Haimendorfer Schloßgut mit allen Ländereien.
Nach zwei Zerstörungen wurde das Schloß Mitte des 16. Jahrhunderts in seiner jetzigen Form aufgebaut und zählt heute zu den historischen Besonderheiten des Nürnberger Umlandes. Es ist der Verdienst des Geschlechts der Fürer von Haimendorf, daß alle Bauten, soweit möglich, in ihrer Ursprünglichkeit erhalten sind. So liegt an der Quelle des Rockenbachs als idyllisches Gasthaus das ehemalige Jagdschlößlein mit seiner herrlichen Brunnenanlage aus der Barockzeit. Es wurde schon vom Pegnesischen Blumenorden gepriesen. Seit Jahrzehnten ist es auch das Vereinslokal des Jubelvereins. Daneben waren noch in Renzenhof und in Himmelgarten zwei ehemalige Fürer´sche Besitze.
Nicht weniger geschichtsträchtig ist die auf dem Gipfel des Moritzberges stehende 578 Jahre alte Mauritius-Kirche und das Berggasthaus, das in früheren Jahrhunderten einem Einsiedler als „Bruderhaus“ diente. Beide Gebäude stehen unter dem Patronat der Familie Fürer-Oetinger von Haimendorf, deren Wappen – eine halbe Lilie und ein halbes Rad auf rot – weißem Grund –
auch noch am Renzenhofer und Himmelgartener Schloß sowie an einem Haus in der Scherau, dem bekannten Fischzuchtgebiet inmitten großer Weiheranlagen, prangt.
Die Orte im Moritzberg-Nonnenberggebiet waren früher nürnbergisch und dem Landpfleger der Reichsstadt untertan, der in Leinburg saß. Nur Schönberg, das markgräflich-ansbachisch war, gehörte nicht zu diesem Verwaltungsbezirk, was oft zu Händel und Streitigkeiten führte. Manche „ergötzliche“ Geschichte davon ist heute noch bekannt.
Jahrhundertelang war Haimendorf ein Bauerndorf, in dessen Fluren viel Lein angebaut wurde,
wobei man zwischen Gespinstlein, also Faserlein, und Öllein unterscheidet.
Die Ortsbezeichnung Leyhnberg, der heutige Moritzberg, Leinburg und Rockenbrunn, der Flurname „Leinleithn“, der Hausname „Webermichl“ und der alte Kirchweihbrauch, die Figur eines fränkischen Bauern mit einem Spinnrocken in der Hand – das sogenannte Rockenmännle – in der Rockenquelle aufzustellen, beweisen dies eindeutig.
Die Nähe der Industriestädte Nürnberg, Lauf und Röthenbach haben aber im Laufe dieses Jahrhunderts die soziale Struktur Haimendorfs stark gewandelt. Diese Entwicklung fand 1972 ihren Niederschlag in der Entscheidung der Bürgerschaft, die Gemeinde mit ihren 500 Einwohnern in die Stadt Röthenbach einzugliedern.
Nach dem letzten Krieg fanden viele Heimatvertriebene, besonders aus dem böhmischen Kessel, am Fuße des Moritzberges eine zweite Heimat und gar mancher gesellte sich als Sangesbruder zum Jubelverein. Gerade das gemeinsam gesungene Lied ließ aufkommende Ressentiments überwinden und trug wesentlich dazu bei, die Eingliederung in das dörfliche Leben zu erleichtern.
In den letzten Jahren entstanden in Haimendorf viele Neubauten, viele Neubürger nutzten dadurch die günstige Kombination von Naturverbundenheit und sauberer Luft einerseits und verkehrsgünstige Lage zu Lauf, Röthenbach oder auch Nürnberg andererseits
Dies wurde durch die verbesserte Infrastruktur wie Autobahnausfahrt Lauf-Süd und S-Bahnlinie links der Pegnitz noch verstärkt
Möge dem Ort Haimendorf allzeit das gütige Geschick beschieden sein, von dem es bisher begleitet wurde.
Friedrich Kohl
Otto Jahn